Ethik hautnah: Einblicke in eine fremde Welt – und neue Perspektiven auf Recht, Freiheit und Verantwortung
Die Ethikgruppe der Klassen 4hmb, 4fm und 4aha besuchten gemeinsam mit ihrer Lehrerin Michaela Anwander die Justizanstalt Feldkirch. Die Exkursion bot den SchülerInnen einen seltenen und eindrucksvollen Blick hinter Gefängnismauern – und auf ein Thema, das sonst nur theoretisch im Unterricht behandelt wird.
Chefinspektor Gerhard Sueß führte die Gruppe durch das historische Gebäude, das 1905 gemeinsam mit dem Landesgericht erbaut wurde. Heute ist die Justizanstalt Feldkirch eine von 29 Justizanstalten in Österreich. Sie bietet Platz für 121 Häftlinge und dient vorrangig der Unterbringung von Personen in Untersuchungshaft sowie von Strafgefangenen mit Freiheitsstrafen bis zu 18 Monaten.
Alltag im Gefängnis – zwischen Struktur und Isolation
Während der Führung erfuhren die SchülerInnen viel über den Haftalltag, der einerseits stark reglementiert, andererseits aber auch durch zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten strukturiert ist. So stehen den Inhaftierten Werkstätten, Sportanlagen, eine Bibliothek, eine Kirche, ein Einkaufsladen und sogar kreative Angebote wie Malen zur Verfügung.
„Es war wie eine eigene kleine Welt – alles, was man zum Leben braucht, aber nichts darüber hinaus“, meinte ein Schüler. Überraschung löste vor allem die Nähe zu den Häftlingen aus: „Es war ungewohnt, dass wir ihnen ohne Gitter oder Trennung begegnet sind – das hat ein seltsames Gefühl ausgelöst.“
Auch kritische Aspekte wurden thematisiert: Der stark eingeschränkte Zugang zu Medien, die beengten Zellen und der hohe Medikamentenkonsum (rund 80 % der Insassen nehmen regelmäßig Medikamente) gaben Anlass zur Reflexion.
Ethikunterricht mit Tiefgang
Die Exkursion machte das Thema „Strafvollzug“ auf eindrückliche Weise greifbar und lieferte wertvolle Impulse für Diskussionen im Ethikunterricht – über Freiheit, Verantwortung und den Umgang der Gesellschaft mit Menschen, die gegen Regeln verstoßen haben.